Kategorie: Gedichte,Maestro

Des weisen Pfaffen Minnepredigt in dreifaltigen Versen

In alten Zeiten wusst‘ man  noch,

womit man zärtlich Minne treibt,

egal ob Bauer oder Knecht.

Ich mein mitnichten das Gemächt!

Und nichts, das wollüstig man reibt,

doch dann pfeift aus dem letzten Loch.

 

Es ist, ich sag es, ein Organ,

mit dem uns Gott zwar einst erschuf,

doch das zur Sünde uns verführt.

Denn selbst, wenn man es nicht berührt,

so steht es in dem üblen Ruf,

dass man mit viel schlecht minnen kann.

 

Der Weg sei einem dann versperrt,

wenn es zu groß geraten wär‘.

Man bliebe stecken, bliebe träg,

da nicht gerade, sondern schräg,

gar um die Ecke ungefähr,

es jedes Buhlen Liebe zerrt.

 

Begehrt die Frau denn Mann mit Glut,

soll es sich lohnen. Auch für sie!

Erfüllt soll’n sein Körper und Geist,

doch leider bleibt sie sitzen meist,

besudelt bis kurz über’m  Knie.

Man merke sich: Dumm minnt nicht gut!

 

Die Rede ist, ihr wisst es schon,

von großer geist’ger Wirkungskraft,

von Bildung, Kunst und Sachverstand.

Dann nimmt sie gerne in die Hand,

was nicht nur Weisen Freude schafft.

Dem Klugen winkt der Minnelohn.

 

 

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